Singaraja – Die Hafenstadt im Norden

Singaraja bedeutet übersetzt so viel wie König der Löwen und ist eine alte Hafenstadt an der Nordküste Balis. Die zweitgrößte Stadt der Insel war bis zur Unabhängigkeit Indonesiens die Hauptstadt der Provinz Bali und ist nach wie vor das Verwaltungszentrum der Region Buleleng. Gegründet wurde Singaraja im Jahr 1604 mit dem Bau des royalen Palastes „Puri Agung Buleleng“, der heute noch erhalten ist und als Sehenswürdigkeit der Stadt gilt.

Von 1848 bis 1945 war Bali im Kolonialbesitz Hollands und Singaraja bildete, dank des perfekten Hafens für ihre Schiffe, die Hauptstadt der Insel. 13 Jahre nach der Unabhängigkeitserklärung, im Jahr 1968, wurde die Verwaltung von Singaraja nach Denpasar verlegt.

Nicht an vielen Orten der Insel spürt man den Einfluss der ehemaligen Kolonialmacht Holland so stark. Der europäische Einfluss ist kaum zu übersehen. Hier zieren einige gut erhaltene Kolonialbauten das Stadtbild und die ungewohnt breiten Straßen sind von Bäumen gesäumt.

Trotz der Geschichtsträchtigkeit verirrt sich fast kein Tourist nach Singaraja. Doch woran liegt das? Und lohnt es sich vielleicht gerade deshalb, der ehemaligen Hauptstadt mal einen Besuch abzustatten?

Wo liegt Singajara?

Singaraja liegt etwa 2,5 Stunden vom internationalen Flughafen Denpasar entfernt an der Nordküste der Insel Bali. Von Ubud aus dauert die Anreise mit Auto circa 2 Stunden. Die Urlaubsregion Lovina ist nur 20 Fahrminuten entfernt. Ebenfalls innerhalb von 20 Minuten erreichbar sind die Wasserfälle „Gitgit“ und „Aling-Aling“ sowie die Banjar Hotsprings.

Singaraja Stadtbild

Die alte Hafenstadt liegt nicht unbedingt auf dem Radar der Touristen. Doch warum eigentlich?

Die schöne und gut erhaltene Architektur Singarajas zeugt von der ehemaligen Kolonialzeit und die weiß getünchten Lagerhäuser im Bereich des Hafens erinnern an alte Zeiten, in denen der Handel mit Gewürzen, Tabak und Vanille noch florierte. Im Süden der Stadt laden enge, gewundene Gassen zum Flanieren mit Flair ein und im Jahr 1995 gewann Singaraja sogar als sauberste und gepflegteste Stadt einen Nationalpreis. Es gibt also einige Gründe, sich Singaraja einmal anzuschauen. Doch das sind noch nicht alle.

Die Universitätsstadt gilt als Kulturzentrum und hat ein spürbar multikulturelles Flair. So liegt in Hafennähe das Viertel „Kampung Arab“, das den arabischen Einfluss widerspiegelt. Außerdem spürt man starke chinesische Einflüsse und so ist der größte chinesische Tempel eine der städtischen Sehenswürdigkeiten.

Sehenswürdigkeiten in und um Singaraja

Chinesischer Tempel „Ling Gwan Kion“

Bali hat nicht viele chinesische Tempel. Der größte von ihnen steht in Singaraja in der Nähe des Hafens. Der im Jahr 1837 erbaute „Klenteng“ namens Ling Gwan Kion ist über eine Brücke, die über einen Lotusteich führt, erreichbar und beherbergt einige goldene Buddha-Statuen.

Ehemaliger Königspalast „Puri Agung Buleleng“

In diesem Palast lebten seit Anfang des 17. Jahrhunderts die Könige von Buleleng. Der letzte König dieser Dynastie war Anak Agung Panji Tisna (1908–1978). Er übernahm den Titel im Jahr 1944 von seinem Vater und war einer der berühmtesten Schriftsteller Balis. Im Palast kann man das ehemalige Wohnhaus der Monarchen bewundern und sich alte Bilder der Königsfamilie ansehen.

Lontar-Museum „Gedong Kirtya“

Im Vorderteil des Palastes findet man ein Museum, das sich der Lontar-Kunst gewidmet hat. Es bietet eine ganze Bibliothek voll mit Lontar-Manuskripten. Die alten Schriften sind ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Hierbei haben Balinesen ihr Wissen und ihre Weisheiten in feinster Handarbeit in Palmblätter geritzt und zu einer Art Buch gebunden. Im Museum werden mehr als 1700 dieser traditionellen Bücher in Holzkisten aufbewahrt. Außerdem findet man Bronze-Schilder aus dem zehnten Jahrhundert.

Sehenswert ist auch die traditionelle, royale Weberei, in der die für die Region typischen, Buleleng-Sarongs und Kleidung produziert werden.

Markt „Banyuasri“

Wer das typisch indonesische Leben aufsaugen möchte, der kann sich auf dem Markt ins Getümmel stürzen. Der „Banyuasri“ liegt im Stadtzentrum von Singaraja und bietet alles für den täglichen Gebrauch. Hier kaufen Balinesen in den Morgenstunden Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch und Kleidung zu günstigen Preisen. In den Abendstunden wird er zum Nachtmarkt, auf dem typisch balinesische Gerichte und Snacks angeboten werden.

Strand „Pantai Penimbangan“

Der Stadtstrand von Singaraja wird von den Einheimischen kurz PP genannt und ist bei ihnen ein beliebter Ort, um sich am Abend oder am Wochenende mit Freunden die Zeit zu vertreiben. Hier gibt es einige lokale Restaurants und Strandverkäufer, die unter anderem gegrillten Mais anbieten.

Sekumpul Wasserfall auf Bali
Sekumpul Wasserfall | Foto: © Judith Lienert / shutterstock

Sekumpul Wasserfall

Von Singaraja gut zu erreichen ist der beeindruckende Sekumpul Wasserfall. Dieser erfordert eine etwa 20 Kilometer lange Anfahrt und einen relativ kurzen Fußmarsch durch eine faszinierende Landschaft. Belohnt wird man mit einem einmaligen Natur-Highlight, das mit Sicherheit in Erinnerung bleibt.

Fazit – Für wen lohnt sich ein Besuch in Singaraja?

Wer einmal das komplett authentische Bali erleben möchte und in die indonesische Kultur eintauchen will, der ist hier genau richtig. Dadurch, dass Singaraja so gut wie keine Tourismus-Infrastruktur hat und nicht auf Reisende ausgelegt ist, kann man hier noch das echte und pure Bali erleben.

Singaraja ist eine normale, indonesische Großstadt voll mit Menschen, die hier leben, studieren und arbeiten. Das bedeutet auch, dass die Kulinarik ausschließlich auf indonesische Gaumen ausgerichtet ist. Wer also typisch balinesische Gerichte probieren möchte, ist hier gut aufgehoben. Aber Achtung: Es könnte scharf werden.

Ein kurzer Abstecher nach Singaraja lohnt sich sicherlich für Reisende, die sowieso im Norden Balis unterwegs sind und einmal eine authentische Großstadt erleben wollen. Hier kann man abseits der touristischen Pfade wandeln und voll und ganz in die balinesische Kultur eintauchen. Durch die Nähe zu Lovina lässt sich das durchaus als Tagesausflug einplanen oder mit einem Ausflug zu den umliegenden Wasserfällen verbinden.

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