Die Tempel auf Bali sind dem Glauben nach die Treffpunkte von Menschen und Göttern sowie die Ruheorte für die Götter, während sie sie sich auf der Insel aufhalten. Insbesondere zu hohen Feierlichkeiten und Festtagen, wie dem Odalan-Fest werden die balinesischen Tempel prachtvoll geschmückt. Hierdurch werden die Götter begrüßt.
Die tatsächliche Anzahl der Tempel ist unbekannt. Oftmals werden Zahlen zwischen 10.000 und 20.000 genannt. Offizielle Statistiken gibt es allerdings nicht. Im Grunde gibt es für fast jeden Bereich des Lebens auf Bali einen eigenen Tempel. Es gibt Dorftempel, Meerestempel, Höhlentempel, Affentempel, Tempel für Reisfelder oder für Subaks (ein Zusammenschluss von Reisbauern) und viele weitere Varianten. Auch hat so gut wie jedes Haus auf der Insel einen eigenen Tempel. Wenn man all diese Haus- und Familientempel mit berücksichtigt, dürfte die Zahl nochmals deutlich über 20.000 liegen.
Inhalte
Die bedeutendsten Tempel auf Bali
Architektur der Tempel auf Bali
Ein Großteil der Tempel auf Bali ist sich im Aufbau sehr ähnlich. Anders als die überdachten hinduistischen Tempel auf dem indischen Subkontinent sind die balinesischen Tempel offene Plätze. Diese sind meist von einer Mauer umgeben und grenzen sich somit zu der Umgebung ab. Innerhalb dieser Mauern sind die balinesischen Tempel oftmals in drei unterschiedliche Teilbereiche angeordnet. Diese drei Zonen werden durch Mauern voneinander getrennt und können durch bestimmte Arten von Toren betreten werden. Sowohl die einzelnen Bereiche als auch die Tore werden im Folgenden kurz erläutert.
Jaba Pisan
Bei dem Jaba Pisan handelt es sich um den äußeren Teil des Tempel-Geländes, also mehr oder weniger um den Eingangsbereich. Für gewöhnlich hat der Jaba Pisan den Charakter eines offenen Platzes und manchmal auch den eines Gartens. Dieser Vorhof der anderen Zonen des Tempels wird genutzt, um die Menschen zu den Vorbereitungen der Tempelfeste zu versammeln. Auch finden hier oftmals religiöse Tanzaufführungen statt. Der Jaba pisan wird von den Balinesen als Zwischenraum angesehen, der als Brücke zwischen dem Heiligtum und der Außenwelt dient.
Jaba Tengah
Der Mittelteil eines typischen Tempels auf Bali wird als Jaba Tengah bezeichnet. Dieser Bereich enthält im der Regel mehrere Pavillons, wie zum Beispiel das „Bale Gong“, in dem das Gamelan-Orchester samt Instrumenten Platz findet. In diesem zentralen Tempelhof finden die meisten Aktivitäten der Gläubigen statt. Dementsprechend werden auch viele der Pavillons als „Bale“ genutzt, in denen sich die Teilnehmer der Tempelfeste aufhalten können.
Jero
Der Innenhof, der als Jero bezeichnet wird, stellt den heiligsten Bereich eines balinesischen Tempels dar. Hier befinden sich dementsprechend bedeutsame Gebäude, wie beispielsweise den Lotusthron Padmasana. Es handelt sich dabei um einen Sessel aus Stein, der den Göttern, die den Tempel besuchen, als Thron dienen soll. Weiterhin findet man im Jero-Teil der Tempel auf Bali diverse Schreine und Pavillons.
Der wohl auffälligste Schrein eines balinesischen Tempels ist der Mèru mit seinen Pagodendächern. Die Anzahl der Dächer hat richtet sich nach dem Rang der Götter, die ihren Sitz in dem Schrein haben. Je höher die Rangordnung, desto mehr Dächer hat ein Mèru – die Anzahl ist aber immer ungerade und liegt zwischen eins und elf. Der Bereich „Jero“ ist im Normalfall der höchstgelegenste der drei Bereiche, d.h. es müssen ein paar Stufen erklommen werden, um hierher zu gelangen.
Tore
Die Mauern der Tempel auf Bali sind oftmals reich verziert. Noch beeindruckender gestaltet sind in vielen Fällen die Tore, denen eine besondere Bedeutung zukommt. Diese Tore stellen die Verbindung zwischen den einzelnen Bereichen eines Tempels her. Der Übergang vom Jaba Pisan zum Jaba Tengah erfolgt durch ein geteiltes Tor – das Candi Bentar. Diese Art von Tor ist oben offen, hat also kein Dach. Im Gegensatz dazu steht das Kori Agung, das zwar stark an das Candi Bentar erinnert, aber oben geschlossen ist. Das Kori Agung verbindet den Mittelteil (Jaba Tengah) eines Tempels mit dem Jero, also dem heiligsten Bereich.
Verhaltensregeln in den Tempeln auf Bali
Beim Besuch eines Tempels auf Bali sollte man immer bedenken, dass es sich um eine heilige Stätte handelt. Dementsprechend respektvoll gegenüber der Gläubigen und der Tempelanlage selbst sollte man sich auch verhalten. Die folgenden Hinweise sollten unbedingt beachtet und eingehalten werden, um keinen Unmut zu stiften.
Kleidung im balinesischen Tempel
Generell sollte eine eher bescheidene Kleidung gewählt werden, wenn man einen Tempel besuchen möchte. Zudem herrschen in den balinesischen Tempeln einige Regeln in Bezug auf die Kleidung, die getragen werden darf. So muss der Oberkörper inklusive der Schultern immer vollständig bedeckt sein. Bikinis, Tank Tops etc. sind somit tabu.
Darüber hinaus sollten sowohl Männer als auch Frauen immer Kleidung tragen, die über das Knie reicht. Kurze Hosen sind daher nicht geeignet. Man kann aber immer auf den Sarong – eine Art Wickelrock – zurückgreifen. Zusammen mit einem um die Taille gebundenen Tempelschal stellt der Sarong die obligatorische Tempelkleidung dar.
Kein Zutritt während der Menstruation
Frauen dürfen einen Tempel während ihrer Menstruation nicht betreten. Diese Vorgabe hat keinen diskriminierenden Hintergrund, sondern basiert auf der Regel, dass in einem Tempel kein Blut vergossen darf. Daher dürfen Tempel in der Regel auch nicht mit offenen Wunden, die durch eine Verletzung entstanden sind, betreten werden.
Auf dem Boden bleiben
Die Mauern, die einen Tempel umgeben oder die einzelnen Tempelbereiche voneinander abgrenzen, dürfen nicht betreten werden. Das Klettern auf den Mauern ist genauso untersagt wie das auf anderen Teilen der Gebäude oder das Erklimmen der Schreine.
Zurückhaltung
In den heiligen Tempeln auf Bali sollten sich verliebte Paare zurückhalten. Es gehört sich nicht, seine Zuneigung öffentlich zu zeigen, geschweige denn Zärtlichkeiten auf dem Tempelgelände auszutauschen. Auf Küsse sollte ebenso verzichtet werden, wie auf das Händchenhalten – zumal die linke Hand ohnehin als unrein gilt.
Priester achten
Während der Gebete sitzt der Priester im Tempel in der Regel an einer erhöhten Stelle. Es sollte tunlichst vermieden werden, höher zu sitzen oder zu stehen als der Priester. Auch sollte man nicht direkt vor ihm sitzen oder stehen – auch nicht, um ein besonders tolles Fotomotiv einzufangen.