Eine der Besonderheiten Balis ist der dort gelebte Glaube, der balinesische Hinduismus. Die Religion nimmt für die balinesische Hindu-Bevölkerung eine sehr große Rolle ein und spiegelt sich in vielen Situationen im Alltag wider. Bei der balinesisch-hinduistischen Glaubensrichtung handelt es sich um eine besondere Form des Hinduismus.
Der balinesische Glaube basiert auf dem altmalaiischen Animismus, der annimmt, dass sämtliche Teile der Natur beseelt sind. Die hinduistischen und die buddhistischen Einflüsse haben den ursprünglichen Glauben ergänzt. Aus der Verschmelzung dieser unterschiedlichen Glaubensrichtungen ist letztendlich der ganz eigene Hinduismus auf Bali entstanden, der offiziell als „Agama Hindu Dharma“ bezeichnet wird. Mehr über den balinesischen Hinduismus erfährst du im folgenden Artikel.
Informationen und einen Überblick über das Thema Religion auf Bali findest du hier.
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Geschichte des Hinduismus auf Bali
Wann genau der Hinduismus Bali erreicht hat, ist nicht eindeutig geklärt. Fest steht jedoch, dass es hinduistische Einflüsse auf dem Gebiet des heutigen Indonesiens bereits im ersten Jahrhundert nach Christus gab. Diese Einflüsse und zugleich auch buddhistische Strömungen sind auf indische Händler zurückzuführen, die über die historische Seidenstraße auf mehrere indonesische Inseln gelangten.
Entstehung einer eigenen Glaubensrichtung
Die Bevölkerung der indonesischen Inseln übernahmen sowohl hinduistische als auch buddhistische Ansichten. So verschmolzen diese religiösen Weltanschauungen mit der bereits bestehenden einheimischen Volksreligion und dem animistischen Glauben. Hierdurch entstand eine ganz eigene Glaubensrichtung, die heute als eine besondere Form des Hinduismus angesehen wird.
Über die Jahrhunderte hinweg breiteten sich die hinduistisch-buddhistischen Ansichten immer weiter im indonesischen Archipel aus. Den Höhepunkt erreichten diese Einflüsse im 14. Jahrhundert in Form des letzten und größten hinduistisch-buddhistischen javanischen Reichs namens Majapahit.
Hinduismus auf Bali hält sich bis heute
Im 15. Jahrhundert kam es zum Niedergang des Majapahit-Reiches. Als Hauptgrund dafür wird angesehen, dass muslimische Händler aus Arabien, Indien, Sumatra und der malaiischen Halbinsel sowie China begannen, den regionalen Handel zu dominieren. Der Handel wurde zuvor javanischen Majapahit-Händlern kontrolliert wurde. Durch den wachsenden Einfluss der Moslems breitete sich der Islam in Indonesien immer weiter aus und verdrängte den Hinduismus weitestgehend. Bali jedoch hat seine hinduistische Identität behalten.
Während der niederländischen Kolonialherrschaft in Indonesien wurde der Hinduismus auf Bali gezielt unterdrückt. Dies führte jedoch nicht dazu, dass die Balinesen ihren Glauben aufgaben. Vielmehr wurde Hinduismus auf Bali stärker als je zuvor. Hintergrund ist, dass die Balinesen ihre Religion und Kultur gegen die Unterdrückung strikt verteidigten.
Bali hat seine hinduistische Kultur bis heute weitestgehend bewahrt und hat als einzige Insel Indonesiens eine mehrheitlich dem Hinduismus zugewandte Bevölkerung.
Basis des Hinduismus auf Bali
Der Hinduismus auf Bali ist tief in das Leben der Balinesen integriert und spiegelt sich entsprechend intensiv in ihrem Alltag wider. So sind beispielsweise Opfergaben in den Tempeln und Schreinen ein wichtiger Bestandteil im Tagesablauf. Die Opfergaben sind für die Götter bestimmt.
Ansichten im Bali-Hinduismus
Das Konzept von Gut und Böse wird auf Bali anders betrachtet als in westlichen Kulturen. Beide Kräfte existieren parallel und sind Teil von etwas Größerem. Die Balinesen streben danach, in jeder Situation des Lebens Harmonie und Gleichgewicht zu finden. Schließlich soll die emotionale Freiheit und Befreiung von Samsara, dem endlosen Kreislauf von Geburt und Tod, erlangt werden. Für die Balinesen gibt es drei Ebenen des Kosmos, die in ihrem Leben Einfluss haben. Die höchste Ebene ist die der Götter, die mittlere ist die der Menschen und die niedrigste ist die der Dämonen. Diese Unterteilung spiegelt sich auch in ihrem Glauben an den menschlichen Körper wider, der als Kopf, Körper und Füße dargestellt wird. Die Füße gelten als der unheiligste Teil des menschlichen Körpers, es sei denn, es handelt sich um die Füße eines Gurus.
Im Einklang mit höheren Kräften
Die balinesische Hinduismus-Philosophie lehrt die Balinesen, dass die Welt aus einer Dualität von Gegensätzen besteht, die sich ergänzen und Teil eines größeren Ganzen sind. Sie glauben, dass jede Person ihre eigene Aufgabe und Rolle im Leben hat und dass es wichtig ist, diese mit Bescheidenheit und Würde auszuführen. Durch das Praktizieren von Opfergaben und unterschiedlichster Rituale, glauben die Balinesen, dass sie die Natur und die kosmischen Kräfte beeinflussen und in Einklang mit ihnen leben können. Insgesamt spiegelt der Hinduismus auf Bali ein tiefes Verständnis der Welt und des Kosmos wider, das von den Balinesen in ihren täglichen Aktivitäten und Praktiken umgesetzt wird. Der Glaube ist eine wichtige Quelle der Identität und der kulturellen Einheit für die Balinesen. Zudem kommt ihm auch eine bedeutende Rolle in ihrer Geschichte und der Gesellschaft zu.