Die Besatzung Balis durch die Japaner
beendete 1942 fast schlagartig alle künstlerischen Aktivitäten und
den gerade begonnen Tourismus. Der von den holländischen
Kolonialbehörden internierte Walter Spies fand im gleichen Jahr den
Tod, als sein Gefangenenschiff auf dem Weg nach Ceylon von einem
japanischen Flugzeug bombardiert und versenkt wurde. Zwei
Jahrzehnte dauerte es, bis die Malerei in Ubud einen neuen
Aufschwung nahm: Mit der Gründung der School of Young Artists im
Dörfchen Penestanan setzte der Holländer Arie Smit ab 1960 die
Spies-Bonnet-Tradition fort und arbeitete eng mit balinesischen
Künstlern zusammen. Manche der in diesen Jahren eingereisten
Künstlern wie der holländische Maler Han Snel und der exotische
Philippino-Amerikaner Antonio Blanco - auch der "Dali von Bali"
genannt - lebten noch lange in Ubud, ohne die balinesische Malerei
jedoch beeinflußt zu haben.
Unzählige Galerien mit Gemälden aller erdenklichen Stile säumen
Ubuds Hauptstraßen. Verkauft sich ein Motiv besonders gut, wird es
immer wieder kopiert und von einem Künstler signiert- obwohl es in
der Regel von einer Malergruppe hergestellt wird: einer grundiert,
der nächste zeichnet Menschen, ein Dritter Reisfelder. Diese Art
der Kooperation entspricht zwar nicht der westlichen Vorstellungvon
Kunst, jedoch ist die jahrhundertealte und bewährte
Gemeinschaftsarbeit in der balinesischen Tradition tief
verwurzeltet. Zu dieser überlieferten Lebensweise gehören auch
Großfamilien, das gemeinsame Arbeiten auf Reisfeldern sowie eine
aussgefeihlte Basisdemokratie: Dörfliche Belange werden
gleichberechtigt in den Banyars entschieden. Da Balis soziales Netz
untrennbar mit dem religiösen verwoben ist, wird in diesem
Gemeinderat sowohl besschlossen, ob die nicht funktionierende
staatliche Wasserleitung durch eine vom Dorf finanzierte Pumpe
ersetzt werden soll, als auch das Programm des bevohrstehenden
Tempelfestes festgelegt oder bestimmt, wer beim nächsten Tempelbau
bestimmte Arbeitsleistungen erbringen muß. Nachbarschaftshilfe ist
ebenfalls selbstverstverständlich, zumal alle Dorfbewohner um sechs
Ecken miteinander verwandt sind. Zwar verfügen die meisten
balinesishen Dörfer (Desa) mittlerweile über eine eigenen
Wasserversorgung, aber die gemeinsamen Bade- und Waschplätze am
Fluß haben ihre Attraktivität nicht verloren- als Umschlagplätze
für Informationen sowie Klatsch und Tratsch für Frauen und für
Männer.
Eine andere Nachrichtenbörse sind die Tempelfeste, an denen jedes
Dorfmitglied teilnimmt. Besuchern erscheint das Verhalten der
festlich herausgeputzten Tempelbesuchern respektlos: Vor allem in
den beiden ersten Vorhöfen wird gelacht und diskutiert, Mädchen
flanieren Hand in Hand und zeigen sich so den potentiellen Freiern,
Kinder zerren nörgelnd am Sarong endlos palavernder Väter, der
Süßigkeitenstand vor dem Tempel hat Hochkonjunktur. Doch
Tempelfeste sind natürlich eine ernste Angelegenheit, denn an
diesen im Bali-Kalender festgelgten Tagen kommen die Götter vom
Himmel herunter in die Tempel. Balinesen glauben, daß sie sich in
speziellen Schreinen niederlassen und dort die Ehrungen der
Gläubigen entgegennehmen. Darum werden an Festtagen die sonst eher
verlassenen Tempelanlagen prachtvoll geschmückt. Die Pavillions
füllen sich dann mit kunstvoll zusammengesteckten Opfertürmen aus
Reisplätzchen, Obst, gebratenen Hühnern und Kuchen in den
schreiensten Farben. Ohne Unterlaß balancieren Frauen und Mädchen
Opfertürme auf dem Kopf in den Tempel. Der Priester segnet die
festlich gekleideten Gläubigen mit heiligem Wasser, und man betet
gemeinsam, wobei die Essenz der Opfer zu den Göttern aufsteigt. Die
dadurch ihrer spirituellen Kraft beraubten Opfertürme werden
anschließend wieder nach Hause gebracht und gegessen. Balinesischer
Sinn für Pragmatismus.
Eine zentrale Rolle bei den Festen spielt das Gamelanorchester,
fast jede Dorfgemeinschaft besitzt mindestens eines dieser
Ensembles mit jeweils 30 bis 50 Instrumenten. Die Musiker sind
schon als Kinder mit der Musik vertraut gemacht worden, aber keine
Profis. Melodieführend sind die Gender und das Reong, der Gong.
Gender sind Metallophone aus schwebend aufgehängten Bronzestäben
über Resonanzkörpern aus Bambusrohren. Weitere Orchesterinstrumente
können die Spaltflöte, eine zweiseitige Geige (Rebab), das Xylophon
(Gambang) sowie weitere Gongs und Trommeln sein. Die nach dem
Fünftonsystem gespielte Gamelanmusik klingt in europäischen Ohren
fremd. Es gibt keine Melodie und kein Soli, sondern die Musiker
erzeugen einen Klangteppich, der Tänze und Zeremonien
untermalt.
Auf den ersten Blick scheint Ubud sein dörfliches Gewand
abgestreift zu haben. Läden, Galerien, Restaurants, Hotels,
Wechslstuben und Losmen lösen einander an der Hauptstraße der Jl.
Monkey Forest bis zum heiligen Affenwald ab. Wenige Schritte
abseits beginnt in den Seitengassen aber die dörfliche Idylle.
Nicht einsehbare Familiengehöfte werden dort von Hunden
undefinierbarer Rassenmischungen bewacht, stets kläffenden
Vierbeinern, die auf Bali allgegenwärtig sind. Nach 100 Metern
durchs wütende Gebell hat man aber meistens schon das letzte Gehöft
hinter sich gelassen und befindet sich inmitten von Reisterrassen,
die zu Wanderungen einladen.
Ubud ist ein idealer Stützpunkt für geschichtlich und
kunsthandwerlich Interessierte, denn in der Umgebung liegen
berühmte Zeugnisse balinesischer Frühgeschichte. In Tagesausflügen
lassen sie sich motorisiert oder zu Fuß ausgezeichnet erforschen.
Die nur zwei Kilometer entfernte Goa Gajah (Elefantenhöhle) ist
eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der Insel. 1923
entdeckte man die T-förmige Grotte, die im 11. Jahrhundert als
Meditations- und Lebensraum gedient haben soll. Beeindruckend ist
der Eingang: Die Felsenwand ist in Form eines Fabelwesens behauen,
durch dessen Maul man die Grotte betritt. Im Innern befinden sich
15 Nischen mit Steinbänken, die als Schlafstätten gedient haben. Am
Kopfende steht ein vierarmiger Ganesha (Gott mit Elefantenkopf) mit
drei Linggas (Phalussymbole), jeder wiederum von acht kleineren
Linggas umgeben. Erst 1954 entdeckte man direkt vor Goa Gajah drei
Bassins, die von mehreren Wasserspendern in Form himmlischer
Nymphen versorgt werden. Das mittlere Becken ist heilig, während
das linke den Frauen und das rechte den Männern zum Waschen dient.
Yeh Puluh, etwas abseits der Hauptstraße wenige Kilometer in
Richtung Bedulu gelegen, ist ein zwei Meter hohes und 27 Meter
langes Steinrelief aus dem 13. bis 14. Jahrhundert. Der Fries
stellt in Lebensgröße Menschen bei verschiedenen Tätigkeiten dar.
Bis heute konnte nicht erforscht werden, wie das Relief entstanden
ist und welche Geschichte es erzählt. Der Überlieferung zufolge hat
es der Riese Kebo Iwo mit dem Nagel seines kleinen Fingers aus dem
Felsen herausgekratzt. Ein weiteres Rätsel wartet im naheglegenen
Örtchen Pejeng auf seine Lösung. In einem Schrein des Tempels Pura
Panataran Jasih befindet sich die berühmte Bronzetrommel Ao, auch
"Mond von Pejeng" genannt. Das etwa 1,80 lange Musikinstrument hat
einen Surchmesser von 1,60 Meter und ist mit geometrischen Mustern,
Sternen und Köpfen verziert. Man vermutet, daß der von Grünspan
bedeckte Kesselgong aus der Bronzezeit stammt. Ähnliche Trommeln
hat man auch in China gefunden, auf Bali existiert nichts
Vergleichbares. Die Balinesen bieten gleich zwei Ursprungstheorien
an: Die erste besagt, der Riese Kebo Iwo habe diesen Gong als
Ohrschmuck getragen und irgendwann verloren. Originell ist die
andere Geschichte: Vor langer Zeit fiel einer der 13 Monde vom
Himmel. Seitdem gibt es nur noch 12 - einen für jeden Monat. Der
Mond verfing sich in einem Baum und störte mit seinem hellen Licht
Einbrecher. Einer der Diebe kletterte deshalb auf den Baum und
urinierte auf den Mond, woraufhin dieser erlosch und grün wurde.
Durch das plötzliche Abkühlen entstan ein - noch heute vorhandener
- Riß in der Trommel. Der Dieb starb auf der Stelle.
Einers der am schönsten gelegenen Kulturdenkmäler Balis sind die
Candis von Gunung Kawi (Berg der Poeten) bei Tampaksiring etwa 15
Kilometer nördlich von Ubud. Die zehn Gedenkmonumente sind vor fast
1000 Jahren aus dem Felsen herausgeschlagen worden, sie erinnern an
den gottähnlichen König Anak Wungsa, seine Frauen und Konkubinen.
Neben den Candis befindet sich eine in den Fels geschlagenen
geräumige Wohnanlage mit Hof, die früher als Mönchsunterkunft
gedient haben soll. In dem vom schmalen Fluß Pakrisan
durchschlängelten Tal kann man stundenlang durch Reisterrassen
wandern. Tampaksiring gilt als Zentrum für Schnitzereien aus
Knochen, Horn und Elfenbein. Nördlich des Ortes befindet sich eine
der heiligsten Quellen Balis: Tirta Empul. laut einer Inschrift
wurde der Komplex im Jahre 962 als heiliger Badeplatz erbaut. Wer
sich für Kunsthandwerk interessiert, kann sich schon während der
Anreise von Denpasar einen guten Überblick über die wichtigsten
Erzeugnisse balinesischer Kunstfertigkeit verschaffen.
Auf der 20 Kilometer langen Strecke nach Ubud durchfährt man die
Orte Batubulan, Celuk und Mas, jeder für sich ein Zentrum für
unterschiedliches Handwerk. In Batubulan ist die balinesische
Steinmetzkunst zu Hause. Links und rechts der Hauptstraßen reihen
sich Steinskulpturen in allen Größen: Dämonen und Götter, Rangdas
und Shivas, Ganeshas, Rama und Sitas. Die Bildhauer arbeiten mit
einfachsten Werkzeugen an den relativ weichen Steinblöcken.
Mittlerweile verschicken die Steinmetze ihre Skulpturen zwar in
alle Welt, doch arbeiten sie weiterhin hauptsächlich für die
Ausstattung von Tempeln und öffentlichen Gebäuden. Allein das
Gewicht der Skulpturen hat verhindert, daß sich ein am Geschmack
der Touristen orientierter Stil entwickelte. Balis Steinmetze
arbeiten nach traditionellen Vorbildern.
Die Künstler in Celuk, dem nächsten Ort auf dem Weg nach Ubud,
stellen überwiegend Schmuck für westliche Touristen her - mit
Erfolg, wie die riesigen Villen entlang der Straße beweisen.
"Supermärkte" für Silberschmuck bieten Ohrringe, Ringe, Armreifen,
Halsketten und Broschen an, gefertigt in balinesischem und
westlichem Stil.
In Sukawaki kann man sich dagegen mit allgemeinem Tempelbedarf wie
Opferkörben, Tempelschirmen und Fächern eindecken. Einen Besuch
wert ist auch der "Art Market" mit seinem überwältigenden Angebot
von Kunsthandwerk aus ganz Bali. Nur wenige wissen, daß in dem Dorf
auch die Meister des indonesischen Schattenspiels (Dalang)
wohnen.
Maskenschnitzer sind in Mas zu Hause, wo sie bunte Souvenirs ebenso
herstellen wie hochwertige Kunstwerke aus edlen Hölzern, die in
museumsartigen Ausstellungsräumen zu vierstelligen Dollarpreisen
angeboten und in alle Welt verschickt werden.
Peliatan, der letzte Ort in diesem Reigen, ist fast mit Ubud
zusammengewachsen. Neben allerlei Geschäften und einer berühmten
Tanzgruppe beherbergt das Dorf die riesige Agung Rai Galerie mit
einer gewaltigen Gemäldesammlung. Besonders der unverkäufliche Teil
der Ausstellung ist sehenswert, unter anderem hängt hier ein echtes
Gemälde des Malers Spies. Der Galerie ist eine Malschule
angegliedert, in der Kinder aus der Umgebung unterrichtet
werden.
In Petulu, einem traditionellen Dörfchen nördlich von Ubud, nisten
unzählige weiße Reiher in den riesigen Bäumen entlang der Straße.
Einige Kilometer weiter werden in Tegallalang bis zu drei Meter
hohe Garudastatuen aus bestem Holz für Hotelhallen in der ganzen
Welt geschnitzt.
In Pujung haben sich Künstler auf die naturgetreue Nachbildung von
Bananenbäumen, Kokospalmen, Kakteen, Blumen und Gemüse aus Holz
spezialisiert.
Zwischen Pujung und Tegallalang befinden sich grandiose
Reisterrassen, die natürlich längst von Touristen entdeckt worden
sind. An der schönsten Stelle haben Fotografen bereits einen Platz
freigetreten, und Händler bieten kühle Getränke, Schnitzereien und
gehäkelte Tischdecken an.
Die Besatzung Balis durch die Japaner beendete 1942 fast
schlagartig alle künstlerischen Aktivitäten und den gerade begonnen
Tourismus. Der von den holländischen Kolonialbehörden internierte
Walter Spies fand im gleichen Jahr den Tod, als sein
Gefangenenschiff auf dem Weg nach Ceylon von einem japanischen
Flugzeug bombardiert und versenkt wurde. Zwei Jahrzehnte dauerte
es, bis die Malerei in Ubud einen neuen Aufschwung nahm: Mit der
Gründung der School of Young Artists im Dörfchen Penestanan setzte
der Holländer Arie Smit ab 1960 die Spies-Bonnet-Tradition fort und
arbeitete eng mit balinesischen Künstlern zusammen. Manche der in
diesen Jahren eingereisten Künstlern wie der holländische Maler Han
Snel und der exotische Philippino-Amerikaner Antonio Blanco - auch
der "Dali von Bali" genannt - lebten noch lange in Ubud, ohne die
balinesische Malerei jedoch beeinflußt zu haben.
Unzählige Galerien mit Gemälden aller erdenklichen Stile säumen
Ubuds Hauptstraßen. Verkauft sich ein Motiv besonders gut, wird es
immer wieder kopiert und von einem Künstler signiert- obwohl es in
der Regel von einer Malergruppe hergestellt wird: einer grundiert,
der nächste zeichnet Menschen, ein Dritter Reisfelder. Diese Art
der Kooperation entspricht zwar nicht der westlichen Vorstellungvon
Kunst, jedoch ist die jahrhundertealte und bewährte
Gemeinschaftsarbeit in der balinesischen Tradition tief
verwurzeltet. Zu dieser überlieferten Lebensweise gehören auch
Großfamilien, das gemeinsame Arbeiten auf Reisfeldern sowie eine
aussgefeihlte Basisdemokratie: Dörfliche Belange werden
gleichberechtigt in den Banyars entschieden. Da Balis soziales Netz
untrennbar mit dem religiösen verwoben ist, wird in diesem
Gemeinderat sowohl besschlossen, ob die nicht funktionierende
staatliche Wasserleitung durch eine vom Dorf finanzierte Pumpe
ersetzt werden soll, als auch das Programm des bevohrstehenden
Tempelfestes festgelegt oder bestimmt, wer beim nächsten Tempelbau
bestimmte Arbeitsleistungen erbringen muß. Nachbarschaftshilfe ist
ebenfalls selbstverstverständlich, zumal alle Dorfbewohner um sechs
Ecken miteinander verwandt sind. Zwar verfügen die meisten
balinesishen Dörfer (Desa) mittlerweile über eine eigenen
Wasserversorgung, aber die gemeinsamen Bade- und Waschplätze am
Fluß haben ihre Attraktivität nicht verloren- als Umschlagplätze
für Informationen sowie Klatsch und Tratsch für Frauen und für
Männer.
Eine andere Nachrichtenbörse sind die Tempelfeste, an denen jedes
Dorfmitglied teilnimmt. Besuchern erscheint das Verhalten der
festlich herausgeputzten Tempelbesuchern respektlos: Vor allem in
den beiden ersten Vorhöfen wird gelacht und diskutiert, Mädchen
flanieren Hand in Hand und zeigen sich so den potentiellen Freiern,
Kinder zerren nörgelnd am Sarong endlos palavernder Väter, der
Süßigkeitenstand vor dem Tempel hat Hochkonjunktur. Doch
Tempelfeste sind natürlich eine ernste Angelegenheit, denn an
diesen im Bali-Kalender festgelgten Tagen kommen die Götter vom
Himmel herunter in die Tempel. Balinesen glauben, daß sie sich in
speziellen Schreinen niederlassen und dort die Ehrungen der
Gläubigen entgegennehmen. Darum werden an Festtagen die sonst eher
verlassenen Tempelanlagen prachtvoll geschmückt. Die Pavillions
füllen sich dann mit kunstvoll zusammengesteckten Opfertürmen aus
Reisplätzchen, Obst, gebratenen Hühnern und Kuchen in den
schreiensten Farben. Ohne Unterlaß balancieren Frauen und Mädchen
Opfertürme auf dem Kopf in den Tempel. Der Priester segnet die
festlich gekleideten Gläubigen mit heiligem Wasser, und man betet
gemeinsam, wobei die Essenz der Opfer zu den Göttern aufsteigt. Die
dadurch ihrer spirituellen Kraft beraubten Opfertürme werden
anschließend wieder nach Hause gebracht und gegessen. Balinesischer
Sinn für Pragmatismus.
Eine zentrale Rolle bei den Festen spielt das Gamelanorchester,
fast jede Dorfgemeinschaft besitzt mindestens eines dieser
Ensembles mit jeweils 30 bis 50 Instrumenten. Die Musiker sind
schon als Kinder mit der Musik vertraut gemacht worden, aber keine
Profis. Melodieführend sind die Gender und das Reong, der Gong.
Gender sind Metallophone aus schwebend aufgehängten Bronzestäben
über Resonanzkörpern aus Bambusrohren. Weitere Orchesterinstrumente
können die Spaltflöte, eine zweiseitige Geige (Rebab), das Xylophon
(Gambang) sowie weitere Gongs und Trommeln sein. Die nach dem
Fünftonsystem gespielte Gamelanmusik klingt in europäischen Ohren
fremd. Es gibt keine Melodie und kein Soli, sondern die Musiker
erzeugen einen Klangteppich, der Tänze und Zeremonien
untermalt.
Auf den ersten Blick scheint Ubud sein dörfliches Gewand
abgestreift zu haben. Läden, Galerien, Restaurants, Hotels,
Wechslstuben und Losmen lösen einander an der Hauptstraße der Jl.
Monkey Forest bis zum heiligen Affenwald ab. Wenige Schritte
abseits beginnt in den Seitengassen aber die dörfliche Idylle.
Nicht einsehbare Familiengehöfte werden dort von Hunden
undefinierbarer Rassenmischungen bewacht, stets kläffenden
Vierbeinern, die auf Bali allgegenwärtig sind. Nach 100 Metern
durchs wütende Gebell hat man aber meistens schon das letzte Gehöft
hinter sich gelassen und befindet sich inmitten von Reisterrassen,
die zu Wanderungen einladen.
Ubud ist ein idealer Stützpunkt für geschichtlich und
kunsthandwerlich Interessierte, denn in der Umgebung liegen
berühmte Zeugnisse balinesischer Frühgeschichte. In Tagesausflügen
lassen sie sich motorisiert oder zu Fuß ausgezeichnet erforschen.
Die nur zwei Kilometer entfernte Goa Gajah (Elefantenhöhle) ist
eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der Insel. 1923
entdeckte man die T-förmige Grotte, die im 11. Jahrhundert als
Meditations- und Lebensraum gedient haben soll. Beeindruckend ist
der Eingang: Die Felsenwand ist in Form eines Fabelwesens behauen,
durch dessen Maul man die Grotte betritt. Im Innern befinden sich
15 Nischen mit Steinbänken, die als Schlafstätten gedient haben. Am
Kopfende steht ein vierarmiger Ganesha (Gott mit Elefantenkopf) mit
drei Linggas (Phalussymbole), jeder wiederum von acht kleineren
Linggas umgeben. Erst 1954 entdeckte man direkt vor Goa Gajah drei
Bassins, die von mehreren Wasserspendern in Form himmlischer
Nymphen versorgt werden. Das mittlere Becken ist heilig, während
das linke den Frauen und das rechte den Männern zum Waschen dient.
Yeh Puluh, etwas abseits der Hauptstraße wenige Kilometer in
Richtung Bedulu gelegen, ist ein zwei Meter hohes und 27 Meter
langes Steinrelief aus dem 13. bis 14. Jahrhundert. Der Fries
stellt in Lebensgröße Menschen bei verschiedenen Tätigkeiten dar.
Bis heute konnte nicht erforscht werden, wie das Relief entstanden
ist und welche Geschichte es erzählt. Der Überlieferung zufolge hat
es der Riese Kebo Iwo mit dem Nagel seines kleinen Fingers aus dem
Felsen herausgekratzt. Ein weiteres Rätsel wartet im naheglegenen
Örtchen Pejeng auf seine Lösung. In einem Schrein des Tempels Pura
Panataran Jasih befindet sich die berühmte Bronzetrommel Ao, auch
"Mond von Pejeng" genannt. Das etwa 1,80 lange Musikinstrument hat
einen Surchmesser von 1,60 Meter und ist mit geometrischen Mustern,
Sternen und Köpfen verziert. Man vermutet, daß der von Grünspan
bedeckte Kesselgong aus der Bronzezeit stammt. Ähnliche Trommeln
hat man auch in China gefunden, auf Bali existiert nichts
Vergleichbares. Die Balinesen bieten gleich zwei Ursprungstheorien
an: Die erste besagt, der Riese Kebo Iwo habe diesen Gong als
Ohrschmuck getragen und irgendwann verloren. Originell ist die
andere Geschichte: Vor langer Zeit fiel einer der 13 Monde vom
Himmel. Seitdem gibt es nur noch 12 - einen für jeden Monat. Der
Mond verfing sich in einem Baum und störte mit seinem hellen Licht
Einbrecher. Einer der Diebe kletterte deshalb auf den Baum und
urinierte auf den Mond, woraufhin dieser erlosch und grün wurde.
Durch das plötzliche Abkühlen entstan ein - noch heute vorhandener
- Riß in der Trommel. Der Dieb starb auf der Stelle.
Einers der am schönsten gelegenen Kulturdenkmäler Balis sind die
Candis von Gunung Kawi (Berg der Poeten) bei Tampaksiring etwa 15
Kilometer nördlich von Ubud. Die zehn Gedenkmonumente sind vor fast
1000 Jahren aus dem Felsen herausgeschlagen worden, sie erinnern an
den gottähnlichen König Anak Wungsa, seine Frauen und Konkubinen.
Neben den Candis befindet sich eine in den Fels geschlagenen
geräumige Wohnanlage mit Hof, die früher als Mönchsunterkunft
gedient haben soll. In dem vom schmalen Fluß Pakrisan
durchschlängelten Tal kann man stundenlang durch Reisterrassen
wandern. Tampaksiring gilt als Zentrum für Schnitzereien aus
Knochen, Horn und Elfenbein. Nördlich des Ortes befindet sich eine
der heiligsten Quellen Balis: Tirta Empul. laut einer Inschrift
wurde der Komplex im Jahre 962 als heiliger Badeplatz erbaut. Wer
sich für Kunsthandwerk interessiert, kann sich schon während der
Anreise von Denpasar einen guten Überblick über die wichtigsten
Erzeugnisse balinesischer Kunstfertigkeit verschaffen.
Auf der 20 Kilometer langen Strecke nach Ubud durchfährt man die
Orte Batubulan, Celuk und Mas, jeder für sich ein Zentrum für
unterschiedliches Handwerk. In Batubulan ist die balinesische
Steinmetzkunst zu Hause. Links und rechts der Hauptstraßen reihen
sich Steinskulpturen in allen Größen: Dämonen und Götter, Rangdas
und Shivas, Ganeshas, Rama und Sitas. Die Bildhauer arbeiten mit
einfachsten Werkzeugen an den relativ weichen Steinblöcken.
Mittlerweile verschicken die Steinmetze ihre Skulpturen zwar in
alle Welt, doch arbeiten sie weiterhin hauptsächlich für die
Ausstattung von Tempeln und öffentlichen Gebäuden. Allein das
Gewicht der Skulpturen hat verhindert, daß sich ein am Geschmack
der Touristen orientierter Stil entwickelte. Balis Steinmetze
arbeiten nach traditionellen Vorbildern.
Die Künstler in Celuk, dem nächsten Ort auf dem Weg nach Ubud,
stellen überwiegend Schmuck für westliche Touristen her - mit
Erfolg, wie die riesigen Villen entlang der Straße beweisen.
"Supermärkte" für Silberschmuck bieten Ohrringe, Ringe, Armreifen,
Halsketten und Broschen an, gefertigt in balinesischem und
westlichem Stil.
In Sukawaki kann man sich dagegen mit allgemeinem Tempelbedarf wie
Opferkörben, Tempelschirmen und Fächern eindecken. Einen Besuch
wert ist auch der "Art Market" mit seinem überwältigenden Angebot
von Kunsthandwerk aus ganz Bali. Nur wenige wissen, daß in dem Dorf
auch die Meister des indonesischen Schattenspiels (Dalang)
wohnen.
Maskenschnitzer sind in Mas zu Hause, wo sie bunte Souvenirs ebenso
herstellen wie hochwertige Kunstwerke aus edlen Hölzern, die in
museumsartigen Ausstellungsräumen zu vierstelligen Dollarpreisen
angeboten und in alle Welt verschickt werden.
Peliatan, der letzte Ort in diesem Reigen, ist fast mit Ubud
zusammengewachsen. Neben allerlei Geschäften und einer berühmten
Tanzgruppe beherbergt das Dorf die riesige Agung Rai Galerie mit
einer gewaltigen Gemäldesammlung. Besonders der unverkäufliche Teil
der Ausstellung ist sehenswert, unter anderem hängt hier ein echtes
Gemälde des Malers Spies. Der Galerie ist eine Malschule
angegliedert, in der Kinder aus der Umgebung unterrichtet
werden.
In Petulu, einem traditionellen Dörfchen nördlich von Ubud, nisten
unzählige weiße Reiher in den riesigen Bäumen entlang der Straße.
Einige Kilometer weiter werden in Tegallalang bis zu drei Meter
hohe Garudastatuen aus bestem Holz für Hotelhallen in der ganzen
Welt geschnitzt.
In Pujung haben sich Künstler auf die naturgetreue Nachbildung von
Bananenbäumen, Kokospalmen, Kakteen, Blumen und Gemüse aus Holz
spezialisiert.
Zwischen Pujung und Tegallalang befinden sich grandiose
Reisterrassen, die natürlich längst von Touristen entdeckt worden
sind. An der schönsten Stelle haben Fotografen bereits einen Platz
freigetreten, und Händler bieten kühle Getränke, Schnitzereien und
gehäkelte Tischdecken an.